Bahnhöfe und Tunnelbauwerke
Die Bahnhöfe jener Zeit waren in Kategorien eingeteilt. Dümpelfeld, Ahrdorf, Hillesheim und Lissendorf bekamen aufgrund ihrer Funktion als Abzweigbahnhöfe die Klasse 3 zugewiesen, die Unterwegsbahnhöfe die Klasse 4.
Kilometer 0,0: Bahnhof Dümpelfeld
Der alte Bahnhof Dümpelfeld, der 1888 im Rahmen des Baus der Bahnstrecke Remagen - Adenau eröffnet worden war, wurde aufgegeben und an anderer Stelle, fünf Meter höher, ein neuer Bahnhof gebaut. In Dümpelfeld wurde ein Gleisdreieck angelegt. Dadurch konnten alle Züge in alle Richtungen weiterfahren, ohne die Lokomotive umsetzen zu müssen.
Kilometer 0,8: Block Insul
Der Block Insul war Teil des Zugsicherungssystems für das Gleisdreieck. Die Gegenstücke befanden sich im Bahnhof Dümpelfeld bzw. im Block Liers.
Kilometer 2,502 - 2,593: Insuler Tunnel
Der 91 m lange Tunnel ist heute Teil des Fahrradweges entlang der Ahr.
Kilometer 3,930 - 4,072: Schulder Tunnel
Der Schulder Tunnel prägt auch heute noch das Ortsbild von Schuld. Nach der Hochwasserkatastrophe 2021 und den damit verbundenen Schäden an anderen Straßen wurde der Tunnel Teil der Umleitungsstraße, über die man von Schuld nach Insul gelangen kann.
Kilometer 4,690: Bahnhof Schuld
Der Bahnhof Schuld wurde erst mit Verspätung eröffnet. Das lag daran, dass die Schulder Bürger nicht - wie von der damaligen Königlichen Eisenbahndirektion Köln gefordert - die Brücke für die Bahnhofszufahrt auf eigene Kosten herstellen wollte. Die Bahn stellte sich stur und baute zunächst keinen Bahnhof. Der Gemeinderat gab schließlich nach, stellte die Zufahrt her und im Fahrplan vom 1. Mai 1913 findet man auch den Bahnhof Schuld.
Kilometer 5,080 - 5,356: Ruppenberg-Tunnel
Kilometer 7,586 - 7,737: Schellenberg-Tunnel und Fuchshofener Viadukt
Das Fuchshofener Viadukt ist eines der zahlreichen Brückenbauwerke der Strecke Dümpelfeld - Lissendorf. Nach den Zerstörungen, die im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Bomben und letztendlich durch Sprengungen der Deutschen Wehrmacht angerichtet worden waren, hat man den zerstörten Teil nur noch eingeisig wieder aufgebaut. Nach Einstellung der Strecke wurde das Bauwerk zum Glück nicht abgerissen, sodass man auch heute noch ein wunderschönes Zeugnis der Ahrstrecke ist.
Kilometer 8,210: Bahnhof Fuchshofen
Während man im Bahnhof Schuld ein typisches Empfangsgebäude für einen Bahnhof 4. Klasse vorfindet, hat man es in Fuchshofen bei einem eingeschossigen Bauwerk in Holzbauweise belassen.
Kilometer 11,730: Bahnhof Antweiler (Ahr)
Auch der Bahnhof Antweiler verfügte nur über ein eingeschossiges Gebäude, allerdings in schöner Fachwerkoptik. In Antweiler befand sich bis zur Einstellung des Verkehrs eine Bahnmeisterei, die für die Instandhaltung der Strecke zuständig war. Das imposante Gebäude der Bahnmeisterei kann man heute noch in der Bahnhofstraße in Anteiler bewundern.
Kilometer 14,360: Bahnhof Müsch
Auch in Müsch steht ein typisches Empfangsgebäude jener Zeit. Heute kann man dort seine Ferien verbringen
Kilometer 14,762 - 15,051: Müscher Tunnel
Kilometer 16,852 - 17,072: Dorseler Tunnel
Kilometer 18,074: Gleisanschluss der Basaltwerke Linz AG
Dieser Gleisanschluss befand sich auf Ahrdorfer Gebiet. Deshalb wird darauf in einem gesonderten Kapitel eingegangen.
Kilometer 18,350: Bahnhof Ahrdorf (Ahr)
Siehe gesondertes Kapitel.
Kilometer 22,500: Bahnhof Ahütte
Am Bahnhof Ahütte wurden über viele Jahre die Produkte der dort ansässigen Zement- und Kalkwerke verladen und in alle Welt transportiert.
Kilometer 22,740: Gleisanschluss der Firma Müller Kalk
Kilometer 23,300: Gleisanschluss der Firma WOTAN Zement
Kilometer 26,230: Bahnhof Niederehe
Kilometer 29,410: Bahnhof Kerpen (Kr. Daun)
Kilometer 29,600: Gleisanschluss der Firma Tuffstein- und Basaltwerke AG
Kilometer 33,630: Bahnhof Walsdorf
Kilometer 37,700: Bahnhof Hillesheim (Eifel)
Der Bahnhof Hillesheim (Eifel) war ein Bahnhof 3. Klasse. Hier zweigte von 1912 bis 1945 die zweigleisige Verbindungsbahn nach Gerolstein ab, die nach den durch die Deutsche Wehrmacht Anfang März 1945 angerichteten Zerstörungen nicht wieder aufgebaut wurde.
Kilometer 38,000: Gleisanschluss der Firma Hutter
Kilometer 43,840: Bahnhof Lissendorf
Lissendorf liegt an der Eifelstrecke Köln - Trier und hatte bereits einen Bahnhof, als die Bahnstrecke gebaut wurde. Der alte Bahnhof wurde aufgelassen und ein neuer gebaut. Die Gleisanlagen auf Bahnhof Lissendorf wurden beim Bau der Ahrstrecke deutlich ausgebaut.
Kilometer 47,730: Bahnhof Jünkerath
Im Zuge der Bauarbeiten an den Strecken Dümpelfeld - Lissendorf - Jünkerath und Jünkerath - Weywertz wurde der Bahnhof Jünkerath massiv ausgebaut und entwickelte sich zu dem größten Eisenbahnknotenpunkt der Eifel.
Zu allen Bahnhöfen, Tunnel- und Brückenbauwerken findet man in dem oben genannten Buch zahlreiche Fotos, Pläne und weitere Informationen.
Der Bahnbau
Obwohl bereits von der preußischen Eisenbahn im Jahre 1889 Vorarbeiten für die Erbauung einer Bahn untergeordneter Bedeutung von der Eifelbahn an die Ahr aufgenommen worden waren, wurde erst im Rahmen militärstrategischer Überlegungen 1906 mit den ersten Vermessungen für die Strecke Dümpelfeld – Ahrdorf – Hillesheim – Lissendorf – Jünkerath – St. Vith begonnen, eine Zweigstrecke sollte Hillesheim mit Gerolstein verbinden. Durch die neue Bahn sollte ein besserer Anschluß des Truppenübungsplatzes Elsenborn erreicht werden. Darüber hinaus wurde der Schlieffenplan aufgestellt, der im Falle eines Krieges mit Frankreich einen Aufmarsch und Angriff durch das neutrale Belgien vorsah. Der deutsche Generalstab ging davon aus, dass Frankreich im Kriegsfalle durch Belgien und die Niederlande nach den deutschen Nordseehäfen streben werde. Um dem zu begegnen, sah man das Heil im Angriff. Deshalb musste so gebaut werden, dass ein möglichst problemloser Aufmarsch möglich war.
Die erste Vermessung und ungefähre Festlegung der Richtung fand 1906 statt. Ende 1906 wurden im Rahmen einer Sitzung, an der Vertreter des Reiches (Reichseisenbahnamt, Reichsschatzamt, Auswärtiges Amt, Militärverwaltung) und des Staates Preußen (Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Finanzministerium) teilnahmen, die militärischen Gründe für diesen Ausbau nochmals vorgelegt und im Prinzip von allen Beteiligten akzeptiert. Es ging nur noch um die Verteilung der Kosten. Deshalb stellten die Vertreter Preußens die zu erwartende Ertragslage naturgemäß besonders schlecht dar, um den eigenen Beitrag zu diesen Bahnen möglichst niedrig zu halten. Immerhin ist dem Sitzungsprotokoll zu entnehmen, dass die Eisenbahnverwaltung auf jeden Fall eine eingleisige Nebenbahn Daun – Rengen – Adenau – Dümpelfeld – Ahrdorf – Blankenheim gebaut hätte. So war man bereit, den Betrag, den man dafür hätte aufwenden müssen, voll für eine Nebenbahn in der vorgeschlagenen Relation zu verwenden. Schließlich einigte man sich darauf, dass das Reich 80% der Mehrkosten und Preußen den Rest aufzubringen habe. Es wurde damit gerechnet, dass sich die betroffenen Gemeinden nicht am Grunderwerb, vor allem nicht an den Kosten für den zweigleisigen Ausbau, beteiligen würden. Um nicht in die Gefahr von Verzögerungen bei der Bauausführung zu geraten, stellte man deshalb für alle Fälle Mittel zur Verfügung.
Die Vertreter Preußens wiesen ausdrücklich darauf hin, dass eine Entlastung der Rhein-Mosellinie über die Ahrtal / Eifelbahn auf jeden Fall auszuschließen sei. Man war sich zwar der Überlastung der Moselstrecke bewusst, sah jedoch eine Lösung eher in deren viergleisigem Ausbau als im Ausbau der Ahrstrecken.
Die genauen Vorarbeiten wurden am 01. April 1907 aufgenommen und wurden ausgeführt von dem technischen Büro Karl Sternsdorff in Mainz. Unmittelbar daran fand die Festlegung der Achse und die Aufnahme der Querprofile durch die Eisenbahndirektion Köln statt. Im Sommer 1908 wurden diese Vermessungen mit dem Teilstück Lissendorf–Jünkerath beendigt. Gleichzeitig wurden die Landvermessungen vorgenommen und die Festlegung der Flächen, die an den Eisenbahnfiskus übergingen. Der Grunderwerb ging relativ leicht vonstatten, da recht großzügige Preise gezahlt wurden. Pro Ar Ackerland und Wiesen wurden je nach Lage 40 bis 210 RM gezahlt. In einzelnen Fällen kam es zu Prozessen, die alle günstig für die Eigentümer verliefen. Auch einige Häuser standen im Gelände des Bahnkörpers, für die recht hohe Preise gezahlt wurden. Der Bau begann am 01. April 1909.
In Antweiler, als dem Mittelpunkt der neuen Strecke wurde ein Baubüro eingerichtet. Die Firma Wilhelm Bruch, Kanalbau AG, Berlin, erhielt den Zuschlag für das erste Baulos von Dümpelfeld bis Schuld (5,6 km) und begann am 15. August 1909 mit der Anlage einer Feldbahn. Ursprünglich sollte dieser Abschnitt bis zum 01. Mai 1910 fertiggestellt sein, aber es gab unerwartete Schwierigkeiten. Nach einem starken Regen im November 1909 wurden die zu leicht gebauten Behelfsbrücken über die Ahr weggerissen. Ein weiteres Hochwasser am 13. Juni 1910 kostete 52 Personen das Leben. Dazu richtete es beträchtlichen Schaden vor allem an dem im Bau befindlichen Linien an und verzögerte die Fertigstellung weiter. Starke Gewitter in der Gegend von Adenau, Antweiler und Müsch hatten die Flut ausgelöst. Die leichten Behelfsbrücken über die Ahr wurden weggerissen, das Bauholz staute sich an den festen Eisenbahn- und Straßenbrücken und führte so zu einem zusätzlichen Ansteigen des Wassers. Diesem Druck waren einige der dadurch entstandenen “Dämme” nicht gewachsen. Brücken brachen, und es kam zu einer Flutwelle. Fast sämtliches Baumaterial zwischen Antweiler und Dümpelfeld wurde weggeschwemmt, die Orte Müsch und Schuld teilweise zerstört, und im Nachhinein kam es zu Plünderungen. Am 16. Juni wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Durch die Geschehnisse verzögerte sich der Bau der neuen Strecke erheblich.
In der Ahrdorfer Schulchronik wird am 20.06.1910 zu dem Unglück folgendes berichtet:
Der Betrieb
Nur gut zwei Jahre nach Eröffnung der Bahnstrecke begann der 1. Weltkrieg und damit die erste Belastungsprobe. Da im Westen während des gesamten Krieges erbittert gekämpft wurde, ist davon auszugehen, dass auch und insbesondere auf der Strecke Dümpelfeld - Jünkerath durchgängig Nachschub für die Truppen transportiert wurde. In den ersten Monaten des Jahres 1918 verkehrten im Schnitt täglich 125 Nachschubzüge nach Westen.
Nach Kriegsende nahm die Bedeutung der Bahnlinie deutlich ab. Deshalb wurde die Strecke schon bald von der - neu gegründeten - Deutschen Reichsbahn im so genannten vereinfachten Nebenbahndienst geführt. Bei dem vereinfachten Nebenbahndienst wird die Strecke in einen oder mehrere Abschnitte, die "Zugleitstrecken" eingeteilt. Auf jeder Zugleitstrecke wird der Zugverkehr durch den "Zugleiter" des "Zugleitbahnhofs" geregelt. Die anderen Bahnhöfe der Zugleitstrecke heißen "Zuglaufstellen". Diese können mit einem Betriebsbeamten oder einem Agenten besetzt oder unbesetzt sein. Nach meinen Informationen war Ahrdorf zu dieser Zeit Zugleitbahnhof - wahrscheinlich wegen der zentralen Lage bzw. des Abzweigs der Strecke nach Blankenheim (Wald).
Erst der Bau des Westwalls vor dem 2. Weltkrieg führte wieder zu einer starken Auslastung der Ahrtalbahnen. Es wurden immer mehr Bauzüge benötigt, welche die auf den vereinfachten Nebenbahnbetrieb umgestellten Strecken nicht mehr verkrafteten. Allein im Jahre 1938 wurden dafür 550.000 Wagen gestellt und 10 Millionen Tonnen Baustoffe befördert. So wurden im Verlauf des Jahres 1938 alle baulichen Maßnahmen zur Vereinfachung des Betriebes rückgängig gemacht und ab Oktober waren alle Bahnhöfe wieder durchgehend besetzt.
Am 1. September 1939 begann der 2. Weltkrieg. Mit Beginn des Feldzuges gegen Frankreich im Mai 1940 begann erneut eine große Belastungsprobe für die Bahnstrecke. Tag und Nacht rollten die Nachschubzüge gegen Westen. Mit zunehmender Kriegsdauer kam der Krieg auch in die Heimat... und die Eisenbahn wurde mehr und mehr zum Ziel alliierter Luftangriffe, die schließlich im Laufe des Jahres 1944 ein unerträgliches Ausmaß annahmen. Dir Durchführung der Züge gelang nur unter größten Schwierigkeiten. Tagsüber wurden die Transporte, ebenso wie Bahnhofs-, Betriebswerk- und Streckenanlagen durch Jagdbomber und Tiefflieger beschossen. Reparaturen konnten nur bei schlechtem Flugwetter oder nachts durchgeführt werden. Munitions- und Treibstoffzüge, die am meisten gefährdet waren und Gefahr brachten, wurden bei Tage möglichst in Tunnel abgestellt und bei Nacht weiterbefördert.
Vor diesem Hintergrund begann am 16.12.1944 die Ardennen-Offensive - das letzte große Aufbäumen der deutschen Wehrmacht.. und wieder rollten die Militärzüge über die Eifelstrecken. Zu Beginn der Offensive machten die deutschen Truppen tatsächlich Geländegewinne aber als das Wetter wieder besser wurde, bombardierten die Alliierten fast pausenlos die Eifelstrecken und zerstörten diese derart, dass keine Transporte mehr durchzubringen waren. Die Ardennenoffensive scheiterte Anfang Januar 1945.
Am 20. Januar 1945 wurden die Jünkerather Dienststellen an die so genannten "feldgrauen Eisenbahner" der Wehrmacht übergeben, am 21. Februar auch das Bahnbetriebswerk Kreuzberg. Im Februar 1945 wurden die letzten betriebsfähigen Jünkerather Lokomotiven über die Ahrstrecke nach Koblen in Sicherheit gebracht. Unmittelbar danach begannen die Vorbereitungen für die Sprengungen. Am 3. März 1945 schließlich wurden viele Brücken, Tunnels, Gleisanlagen und Stellwerke von deutschen Soldaten in die Luft gesprengt.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges änderte sich die Struktur der Ahrtalbahnen zutiefst. Als Reparationsleistung für in Frankreich abgebaute Strecken mussten nicht nur an der Eifelbahn über weite Strecken das zweite Gleis abgebaut werden, sondern auch an der Ahr wurde von Walporzheim bis Walsdorf fast 52 km Gleise abgebaut. Damit mussten die 8 zerstörten Brücken auch nur noch einspurig wieder aufgebaut werden. Bis 1948 waren diese Arbeiten zumindest behelfsmäßig abgeschlossen, so dass ein durchgehender Betrieb wieder möglich war.
Von der Deutschen Bundesbahn wurde die Strecke Dümpelfeld – Lissendorf seit den 1950er Jahren wieder vereinfacht betrieben. Aus einem Buchfahrplan des Jahres 1956 geht hervor, dass Ahrdorf auch diesmal Zugleitbahnhof für die Strecke von Schuld bis Hillesheim war. Doch das sollte sich bald ändern. 1959 war Ahrdorf nur noch eine Zuglaufstelle; Zugleitbahnhof war Lissendorf.
Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte war der Betrieb weiterhin nur gering. Somit ereilte auch diese Nebenbahn das übliche Schicksal: zuerst wurde der Oberbau mangels Rentabilität sanierungsreif gefahren, der Fahrplan ausgedünnt, die Fahrzeiten aufgrund der Langsamfahrstellen verlängert und endgültig der Verkehr auf die Straße verlagert. Zum Sommer 1973 betraf dies den Personenverkehr, im Herbst den Gütertransport. Im Herbst und Winter 1975 / 76 wurde die Strecke dann von Insul aus bis Hillesheim abgebaut. Der Anschluss von Hillesheim an die Eifelbahn bestand noch bis Ende 1982, während der Gleisrest von Dümpelfeld nach Insul bereits 1979 entfernt wurde.